Weil ich glaube, über diese Thema kann nicht genug geschrieben werden. Jeder Beitrag, der zu einem abstinenten und nachhaltigen Leben führt, ist nicht vergeblich geschrieben. Dies sind mein persönlichen Ansichten. Dieser Blog darf dazu dienen, anderen Menschen eine Stütze, ein Hoffnungsmacher, ein Wegbegleiter, ein Anreger usw. zu sein. Hier werden Sie meine Ansichten zur Alkoholpolitik, zur Prävention - speziell zur Suchtprävention, zur Selbsthilfe und mein Erleben bei den Guttemplern lesen können. Letztendlich erfahren Sie auch, warum ich mich in einem Einstellungswandel zu einem nachhaltigen Leben hin befinde.
Wir können uns zurücklehnen und danach fragen, was hat mich in diese Lage gebracht, so viel Alkohol konsumieren zu müssen. Wahrscheinlich gehört es zum Gesundungsprozess dazu,dass wir uns in Selbstmitleid suhlen und die Umstände bejammern, bis wir uns an unseren persönlichen Tiefpunkt gesoffen haben. Ich denke wir alle, die wir Alkohol in zerstörerischer Weise konsumiert haben bekommen alle unsere Chance, einen Moment der sich anders anfühlt. Einen Moment, den wir nutzen können und uns zu einem Abstinenten Leben entscheiden oder ihn ungenutzt verstreichen lassen. Es ist die unbändige Angst, der der schwerwiegende Gedanke ohne Alkohol nicht existieren zu können, der uns daran hindert eine Entscheidung fürs Leben zu treffen.
Nach so vielen Jahren der Abstinenz kann ich uneingeschränkt behaupten, dass ich diesen Schritt nie bereut habe. Natürlich hatte ich Angst dem Leben ohne Alkohol nicht gewachsen zu sein. Hatte diese übermächtigen Angst zu versagen und wieder zur Flasche zurückzukehren. Ich hatte diese Erfahrung ja schon gemacht. Nur 4 Monate nach meiner Langzeittherapie, hatte ich mich der Flasche wieder zugewendet. Es folgten 2 Jahre des sozialen Abstiegs aber auch 2 Jahre der Suche, nach Orientierung, Halt, des Kampfes gegen den Alkohol, unzähligen Rückfällen und nach dem Sinn. Dem Sinn des Konsum's von Alkohol, dem Sinn nicht mehr zu konsumieren und letztlich dem Sinn des Lebens.
Danach wollte ich eine kaufmännische Rechnung aufmachen. Welchen Nutzen trage ich davon, wenn ich die Flasche endgültig beiseite stelle. Natürlich konnte ich das Alles nachplappern, was mir in den Selbsthilfegruppen, in Bezug auf ein abstinentes Leben, so prognostiziert wurde. Doch ein passendes Gefühl wollte sich nicht einstellen. Wie auch? Dies konnte auch noch gar nicht passieren weil die Konsumpausen viel zu kurz waren um nachhaltig wirken zu können.
Es läuft sich nicht leicht auf dem Eis der Abstinenz. Den Schuhen sind noch keine Spikes gewachsen. Die stellen sich erst nach und nach mit den positiven Erfahrungen, die sich aus einem abstinenten Lebensstil ergeben, ein. Ich habe so viele Stationen in meinem abstinenten Leben durchlaufen. Das fing mit meiner Entscheidung zu einem Leben ohne Alkohol an. Am Anfang durfte ich nicht konsumieren, dann ich will nicht konsumieren über ich brauch nicht konsumieren zu ich erlaube mir ein alkoholfreies Leben. Hinter den ersten 3 Varianten steht immer das Verbot. So war ich am Anfang neidisch auf die Menschen die konsumierten. "Die dürfen und ich bin von dieser Krankheit geschlagen." So mein Denken. Es war ein von Selbstmitleid getränktes, neidisches herüberschielen auf die, die sich erlaubten zu konsumieren. Ich hatte noch nicht die Kraft und das Verständnis, dem ein gutes alkoholfreies Leben entgegenzusetzen.
Das geschah erst mit der Zeit. Die unzähligen Gespräche in der Selbsthilfegruppe führten dazu, dass ein kleiner Setzling, der sich Verständnis nannte, wuchs. Jetzt im Rückblick, sehe ich wie lange ich noch gekämpft habe. Obwohl ich in den Gruppen aus Überzeugung bekräftigt habe; "erst nachdem ich den Kampf gegen den Alkohol aufgegeben hatte und ihm den Sieg zugesprochen hatte, konnte ich die Flasche endgültig beiseite stellen". Diese Überzeugung half mir abstinent zu bleiben. Am Anfang gegen einen inneren Widerstand den ich nicht einordnen konnte. Mit der Zeit wurde dieser Widerstand immer kleiner, bis nur noch ein ab und zu auftretendes Aufbegehren übrig blieb. Dieses Aufbegehren tritt auch heute noch, in einem aufflackernden Gedanken, auf. Nur heute kann ich mir diesen Gedanken genauer anschauen und ihm eine gute und lange Abstinenz gegenüber stellen. Damit ist er dann auch schon verschwunden. Heute schätze ich meine Abstinenz aber ich verleugne auch nicht, wie schwer es ist der Sucht den Rücken zu kehren. Wobei, habe ich ihr wirklich den Rücken zugekehrt oder ist es vielmehr eine lebenslange Auseinandersetzung und Lernprozess? Ein lebenslanges Arbeiten an seiner Persönlichkeit. Ein lebenslanges erforschen und einordnen seiner Gefühle. Und ein lebenslanges Wachsen in seiner Persönlichkeit.
Zu dieser Persönlichkeit gehört auch, sich wahrzunehmen, auf sich zu achten und für sich zu sorgen. Viele Abhängigkeitserkrankte scheitern an ihrem eigenen Anspruch. Es allen recht machen zu wollen. Nicht "nein" sagen zu wollen bzw. zu können. Alles "perfekt" machen zu wollen. Vor diesem Hintergrund kommt in den Selbsthilfegruppe auch immer das Thema vom Egoismus, ja einem "gesundem Egoimusses" auf. Ich nenne es heute eher Achtsamkeit und Selbstsorge. Seine Bedürfnisse wahrzunehmen, anzuschauen und entscheiden ob sie zu erfüllen sind, sie verschoben werden müssen oder es ein Bedürfnis ist, welches mich von dem "richtigen" Weg abbringt. Wenn ich das Bedürfnis habe meinen Durst zu stillen, sorge ich dann für mich? In der Regel ist das so. Ich hole mir etwas zu trinken oder ich erledige es nachdem ich meine Arbeit beendet habe, wenn es nicht all zu lange dauert. Wie sieht es aber mit anderen Bedürfnissen aus? Wenn mir nach einer Umarmung ist, bitte ich meinen Partner mich in den Arm zu nehmen? Oder schaue ich ihn mitleiderregend und traurig in der Erwartung an, dass muss er doch sehen. Was ist wenn er dies aber nicht wahrnimmt und die Umarmung ausbleibt? Nehme ich es ihm mit dem Ergebnis übel, dass es mir noch schlechter geht? Wie sieht das mit positiven Empfindungen aus, die ich teilen möchte? Ich trage mit sehr viel Freude ein neues Kleidungsstück, doch eine eingehende Reaktion vom Partner bleibt aus, weil er gerade mit seinen Gedanken bei seinem kaputten Auto ist. Ziehe ich mich jetzt beleidigt zurück und zerstöre damit auch meine eigene Freude oder mache ich mich bemerkbar? Ich könnte, meiner eigene Wahrnehmung folgend, auf ihn eingehen. Ich sehe, du bist gerade in Gedanken, magst Du dich mit mir über meine neue Jacke freuen?
Auch ich trainiere mich in der zuletzt erwähnten Disziplin immer wieder und ab und zu gelingt es mir auch. Doch es ist ein Einüben. Wir sind es eher gewohnt uns schmollend zurückzuziehen, als uns wahrzunehmen und dafür zu sorgen, dass es uns gut geht. Wir sind für unser Wohlergehen verantwortlich. Mir gefällt mein abstinentes Leben. Nicht mehr dem Alkohol hörig zu sein. Ihm willenlos ausgeliefert zu sein. Nicht mehr fremdbestimmt zu sein. Doch das bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Es war einfach und bequem, sich keine Gedanken darüber zu machen, was ich tatsächlich will, sondern auf den kleinen Teufel auf der linken Schulter zu hören was er Dir vorgibt. Dies war in meiner nassen Zeit immer das selbe. - Greif zur Flasche. - Jeder der das hier liest ist aufgerufen sich dahingehend zu überprüfen, ob ich wirklich ein selbstbestimmtes Leben führe. Vielleicht lauern ja noch andere "Bestimmer" die Dich in eine ganz andere Richtung drängen wollen. Als erstes fällt mir die Werbung mit ihren Slogan ein, die sich langsam in unser Gehirn brennen und uns Fremdbestimmen. Wer kennt ihn nicht? "Nichts ist unmöglich", "Haribo macht Kinder froh und Erwachsene ebenso", "Der Tag geht, Johnnie Walker kommt.", "Aus dieser Quelle trinkt die Welt. The Queen of Table Waters. (seit 1894!)", "Nie war er so wertvoll wie heute.", Reicher Genuss entspringt der Natur. Mit Felsquellwasser gebraut. Einer Perle der Natur." und ein letztes noch "Das flenst!". Ihr könnt ja selbst mal schauen, welche Werbe Slogan sich in Euch festgesetzt haben und was es mit euch macht. Ich möchte hier auch noch auf einige eingehen. Ob jemand diese Produkte kauft oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen aber was beim Kauf einiger Produkte mit gekauft wird, bleibt den meisten verborgen. Ich setze mal voraus, dass jeder Durstenden nicht auch noch das Trinkwasser wegnehmen möchte. Ich gestehe jeder Firma zu Geld zu verdienen. Denn sie tragen ja auch noch Verantwortung ihren Mitarbeitern gegenüber und deshalb sollen sie Geld verdienen, damit sie ihren Mitarbeitern auch gute Löhne zahlen können. Doch ob sie Letztgenanntes auch wirklich tun, steht noch auf einem anderen Blatt. Nehmen wir einmal den Slogan, "Aus dieser Quelle trinkt die Welt. The Queen of Table Waters. (seit 1894!)". Wo kommt die Marke Apollinaris her? Nun, das Unternehmen stammt ursprünglich aus Bad Neuenahr, nach dem es im 2. Weltkrieg von der SS als Feindvermögen von den Engländer, es wurde 1897 an die Londoner Hotelgruppe Frederick Gordon verkauft, beschlagnahmt. Nach dem Krieg gehörte Apollinaris lange Zeit zur Dortmunder Union – Schultheiß Brauerei AG und wurde nach weitere Stationen 2006 an den Coca-Cola Konzern verkauft. So weit so gut oder eher schlecht. Nehmen wir einmal Kapstadt in Südafrika. Dort greifen Konzerne wie Coca Cola uneingeschränkt auf Trinkwasserreserven zu, um Erfrischungsgetränke für den Export herzustellen.
Unternehmen wie Coca Cola verwenden jährlich Milliarden Liter an Trinkwasser aus lokalen Reservoirs, um Erfrischungsgetränke herzustellen, die den Südafrikaner*innen keinerlei gesundheitlichen Nutzen bringen.
Nun darf man dazu wissen, dass Kapstadt in einer der härtesten Dürrekrisen steckt. Die Stadt rationiert den Wasserverbrauch auf 25 Liter pro Person und Tag. Eine 90 Sekunden dauernde Dusche verbraucht etwa 15 Liter Wasser. Nur ein Vergleich! Ein weitere Bericht beschreibt wie geschickt die Konzerne es verstehen das Problem an dem Individuum, also auf den einzelnen Menschen, festzumachen und bieten den Offiziellen gleich ihre Lösungen an.
Hier könnt ihr euch ein näheres Bild machen. Will ich solche Praktiken unterstützen? Will ich wirklich auf Kosten anderer Leben?
Ich fange an darüber nachzudenken. Ich fange an zu hinterfragen, wo Coca Cola und der Nestle-Konzern überall ihr Wasser abbauen. Vor allem frage ich mich selbst, ob ich das überhaupt will. Es bringt mich immer wieder zurück zu meinem Spruch. Deshalb steht er auch über diesem Block- Jeden Vorteil erkaufe ich mir mit mindestens einem Nachteil oder in jedem Nachteil, steckt mindestens auch ein Vorteil. Wenn ich meinen Vorteil darin sehe, mir ein erfrischendes Getränk zu kaufen, wo steckt dann der Nachteil den ich mit eingekauft habe.
Gerald