Nachhaltigkeit ist so ein großes Wort. Es steckt soviel darin, das es fast nicht zu erfüllen ist. Und sehr oft endet unsere Nachhaltige Einstellung an der eigenen Bequemlichkeit oder der Gewohnheit Dinge einfach mal anders zu machen. So wie wir unsere eingetretenen Pfade verlassen müssen hört Umweltschutz und eine nachhaltige Lebensweise auf. Selbst unser Wertegerüst gerät ins wanken, wenn es um unsere persönliche Sicht der Dinge geht.
Wer hat nicht schon mal gesagt: "Machen doch alle!" und hat bei seiner Steuerklärung ein paar Kilometer mehr zur Arbeit angegeben. Leider gibt es heute zahlreiche Karten- und Navigationsdienste, deshalb ist die Ungenauigkeitstolerans bei den Angaben in diesem Bereich gegen Null Prozent zurück gegangen. Ich denke wenn wir uns und unser Verhalten ein wenig genauer anschauen, werden wir noch mehr Dinge sehen, die unserem Wertegerüst nicht standhalten würden. Wer nimmt nicht mal gern, bei dem Errichten des neuen Carports die "Nachbarschaftshilfe" in Anspruch. "Macht doch jeder!" Dies sind nur zwei Beispiele, ich bin sicher es gibt noch viel mehr.
Wenn ich die Menschen auf der Straße frage würde, ob sie die Meeresverschmutzung mit Plastikmüll auch als bedrohlich empfinden, würde mir sicherlich nur wenige nicht zustimmen. Frage ich dann noch weiter, was man dagegen tun könne, käme mit Sicherheit, folgende Antwort. Verbieten! Ist das wirklich die einzige Lösung? In der Agenda 2030 der Vereinten Nationen sehe ich in den Zielen 12, 13 und 14, dass es schon Überlegungen in die richtige Richtung gibt. Doch können wir uns nur auf Verbote stützen? Stehen wir nicht selbst auch in der Verantwortung? Wenn ich also mit dem Finger auf die Politik zeige und ein Verbot fordere, dann zeigen immer 3 Finger auf mich zurück. Sie stehen dafür, das ich mit in der Verantwortung bin. Was kann ich also tun? Ich könnte meine Kaufverhalten ändern. Ich muss nicht die einzeln verpackte Gurke kaufen. Es gibt eine Lebensmittelkette die gerade die Mehrwegbox im Probelauf in Büsum hat. Eine Pfandbox für meine Wurst und/oder Käsewaren. Zumindest nachhaltiger als Einzelverpackungen.
Ich will kein Vegetarier oder sogar Veganer werden aber ich kann anfangen mich bewusster zu Ernähren. Ich kann mich auf weniger Fleisch einstellen und dafür Fleisch aus der Region und aus dem ökologischen Landbau freuen. Weg von der gefühllosen Massentierhaltung. Ich darf mir bewusster machen, welche Konsequenzen, mein Hang zu immer preiswerterem Fleisch hat. Auch darf die Erkenntnis in einem jedem reifen, ich bin mit verantwortlich! Hierzu hat Eugen Drewermann (Theologe, Psychoanalytiker, Schriftsteller und ehemaliger römisch-katholischer Priester) schon 1996, einen sehr interessanten und lesenswerten Beitrag in der Zeit-Online veröffentlicht. Und wie rücksichtslos und nur ihren eigenen Profit im Sinn, die Massentierhaltung vorgeht, beweist eine E-Mail, die gerade eben rein geflattert ist. Es ist ein Aufruf für eine Petition. Hier der Text:
Zitat aus eine Mail von Campact e.V.
"Das Ferkel wird fixiert. Dann schneidet der Bauer zwei Schlitze in den Hodensack, quetscht den Samenstrang ab und schneidet die Hoden heraus – ohne Betäubung. Diese grausame Prozedur erleiden jedes Jahr 20 Millionen männliche Ferkel.¹ Der Grund: In etwa fünf Prozent der Fälle riecht das Eberfleisch sonst unangenehm. Dabei gibt es längst Alternativen, bei denen die Ferkel nicht leiden müssen.²
Der Bundestag hat schon lange beschlossen, die Tierquälerei zu beenden. Bereits vor fünf Jahren änderte er das Tierschutzgesetz: Ab dem 1. Januar 2019 dürfen Ferkel nur noch unter Betäubung kastriert werden. Genug Zeit für die Landwirte also, auf tierschonende Alternativen umzusteigen. Doch jetzt, wo sich diese großzügige Frist dem Ende zuneigt, begehrt die Agrarlobby auf – und erhält Unterstützung aus der Politik: In Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachen versuchen die Landwirtschaftsministerien, das Verbot zu verhindern.³ Und schon nächste Woche wollen sie im Bundesrat die Weiterführung der Ferkelfolter durchsetzen.⁴
Jetzt ist es an den Ministerpräsidenten der Länder, die Folter endlich zu beenden. Sie müssen klarstellen: Ferkelkastration ohne Betäubung darf es ab 2019 nicht mehr geben. Die Chancen stehen gut: Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen stehen mit ihrer Forderung nach noch mehr Tierleid bis jetzt alleine da. Im Bundesrat ließe sich also eine Mehrheit für das Ende der Ferkelfolter finden, wenn die übrigen Bundesländer geschlossen auftreten. Wir erinnern sie daran, dass staatlich tolerierte Tierquälerei keinen Platz in Deutschland hat. Unterzeichnen Sie darum bitte diese Petition."
Obwohl es ein Gesetz gibt, welches das Leiden der Tiere verringern würde, versuchen jetzt doch einige Länder auf Druck der Agrarlobby dieses Gesetz noch zu kippen.
Ich frage mich immer öffter, warum habe ich jetzt erst meine Augen aufgemacht und versuche in meinem Leben etwas zu verändern. Ich habe nicht hingeschaut und nicht zugehört. Die Information hätte ich bekommen können, doch sie war mir zu unbequem. Und hätte ich sie zugelassen und wäre daraus ein Bewusstsein erwachsen, hätte ich die Konsequenzen tragen und schon viel früher eine Wende in meinem Leben herbeiführen müssen. Auch hierbei hätte ich mich und mein Handeln in Frage stellen müssen. Mein gültiges Wertegerüst auf den Prüfstein stellen müssen.
Beim Alkoholismus sagt die Selbsthilfe, erst kommt die Trockenheit und danach stellt sich irgendwann die Nüchternheit ein. Ich war immer der Meinung, dass ich mich schon lange in der Nüchternheit befinde. Doch mittlerweile denke ich, ich befinde mich gerade an der Türschwelle zur Nüchternheit. Während mit der Trockenheit und zum Erhalt der Trockenheit sich ein "gesunder Egoismus" antrainiert werden musste und somit die Sicht auf die Umwelt sehr eingeengt worden ist, muss ich jetzt feststellen, dass dieser Weg nötig ist aber er doch hätte kürzer sein dürfen, um einem anderen, einem weniger auf sich selbst gerichteten Weg Platz zu machen. Wie hat es Drewermann in seinem Beitrag ausgedrückt? Das Gefühl unterwirft sich dem Denken. Ich mache mich auf den Weg und überschreite die Schwelle zur Nüchternheit die ich dank eines klaren Verstandes (nicht vom Alkohol oder Drogen betäubt) in ihre Gänze wahrnehmen darf. Ich erlaube mir eine trockenes und nüchternes Leben. Dieses führt mich dazu, mich und alles andere auch immer wieder in Frage zu stellen um kleine Schritte für und meine Umwelt in die richtige Richtung zu tun.
Ich habe lange genug der Werbung und den Sendern auf denen sie zu Hauf ausgestrahlt wird, glauben geschenkt. Wenn auch nicht bewusst. Doch hat sich in meinem Unterbewusstsein etwas herausgebildet, das mich immer wieder daran gehindert hat genauer hinzuschauen und wacher hinzuhören. Ich erlaube mir, mich in Richtung Nachhaltiges Leben weiterzuentwickeln und kleine Schritte für mich zu machen. Wie war das? Es ist nie zu spät! Was unterwerfen wir alles dem bequemen und bedenkenlosem Leben. Das Leid der Tiere, eine zunehmend zerstörte Umwelt. Wir wählen Politiker, die sich von den verschiedensten Lobbyisten mal hier und mal dort hin ziehen lassen. Wann erlauben wir uns Politiker die nur ihrem Gewissen und ihren Wählern verantwortlich sind.
Dabei fällt mir eine kleine Anfrage der Linken zur Alkoholpolitik und Prävention ein. Dort wir unter Anderem folgender Frage gestellt.
Wie viele Treffen fanden zwischen Vertreterinnen und Vertreter der Alkoholindustrie und der Bundesregierung in der 17. und der 18. Legislaturperiode statt (bitte tabellarisch nach Datum, Verband, Bundesministerien und Ebene auflisten)?
Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann waren es 110 Treffen in 8 Jahren zwischen Spitzenpolitikern und der Alkoholindustrie. Jeder ist eingeladen die komplette, kleine Anfrage, nachzulesen und nachzuzählen. Mich macht das sehr nachdenklich und ich frage mich auch hier, was habe ich bisher geglaubt. Wie naiv war ich bislang. Doch auch hier öffnet mir eine Abstinente und nüchterne Lebensweise nach und nach die Augen. Auch lade ich Euch ein, euch selbst mal zu überprüfen, in Frage zu stellen und zu schauen ob das Wertegerüst, von dem ich bis jetzt geglaubt habe, dass es in Ordnung ist, noch zu mir passt.
Vielleicht macht sich ja der eine oder andere Mühe und berichte mir von seinen Erfahrungen.
Bis bald Gerald