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20. Juni - Wer sichere Schritte tun will,...
muss sie langsam tun.
Johann Wolfgang von Goethe
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie motiviert ich aus meine Therapie entlassen worden bin. Ich wollte die ganze Welt trockenlegen und fühlte mich auch berufen dazu.
Zu meinem ersten Selbsthilfegruppenabend nahm ich mein geballtes Wissen in einem Aktenkoffer mit, den ich demonstrativ auf dem Tisch vor mir ausbreitete. Ich wurde eher skeptisch aber auch ein bisschen neugierig beäugt. Manch einer mag gedacht haben, was das wohl für einer ist. Als „Neuer“ wurde ich begrüßt und erhielt auch das Wort um mich vorzustellen. Aus der Vorstellung wurde ein etwas längerer Monolog in dem ich mein Wissen auch gleich mitteilte. Einige verdrehten schon innerlich die Augen oder schalteten ab. Sie nahmen mir das was ich sagte nicht ab, da ich nicht authentisch war. Es war auswendig gelerntes Wissen ohne eigene Erfahrung dahinter.
Ich scheiterte nicht nur an diesem Abend, sondern auch mit meinem Weg in die Abstinenz. Ich wollte zu viel und zu schnell. Mir fehlte die hinreichende Demut, dafür strotzte ich vor Übermut bzw. Hochmut.
Der Fall folgte auf dem Fuße. Als es mir dann, nach weiteren zwei Jahren Leidensweg, gelang die Flasche endgültig beiseite zu stellen, hatte ich nicht nur alles verloren, sondern die nötige Demut gefunden. Demut um zuzuhören, Demut um sacken zulassen, Demut um anzunehmen…
Damit konnte ich in die dauerhafte Abstinenz gehen. Langsam gehen und wahrnehmen wohin wir gehen.