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28. Juni - Mit einem Menschen der...
nur Trümpfe hat, kann man nicht Karten spielen.
Christian Friedrich Hebbel
Anders ausgedrückt: Mit einem Menschen der immer recht hat, ist kein gutes Gespräch möglich.
Lange ging es für mich in einem Gespräch nur darum recht zu haben und Recht zu behalten. Erst mit dem Eintritt in die dauerhafte Abstinenz habe ich lernen dürfen, dass es um sehr viel mehr geht.
Voneinander zu lernen, um einen möglichen Weg zu ringen, um das Zuhören, um das Innehalten…
Die Kultur des Rechtbehaltens hat sich mit zunehmenden Alkoholkonsums aus einer ständigen Rechtfertigungsposition herausgebildet und manifestiert. In den letzten vier bis fünf Jahren meines Konsumlebens wusste ich, dass mit meinem Konsumverhalten etwas nicht stimmt. Ich wusste, dass kann nicht richtig sein. Doch als Gegenspieler dieser Erkenntnis hat sich die Sucht etabliert. Mit dem Wissen, es kann nicht richtig sein, und dem sehr starken Gefühl weiter konsumieren zu müssen, befand ich mich praktisch automatisch in einer Verteidigungshaltung. Ich musste mein Sucht- und Konsumverhalten wider besseren Wissen verteidigen. Dies war eine Situation, die keine Verlierer duldete.
Ich musste also immer Recht behalten. Unabhängig davon ob ich Recht hatte. Meine Sucht konnte nicht zulassen, dass ich Unrecht hatte. Denn dann verlor ich die Rechtfertigung hemmungslos konsumieren zu können. Irgendwann später, tat ich es nicht mehr wider bessern Wissens, sondern ich war davon überzeugt, dass ich „normal“ war und alle anderen nicht.
Begegnen wir den Rechthabern mit Gelassenheit, das Leben wird sie irgendwann lehren, worauf es wirklich ankommt.