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Wer in die Fussstapfen anderer tritt, hinterlässt selbst keine Spuren.
Che Guevara
Und dennoch kann es sich lohnen eine Zeit lang in den Fussstapfen anderer zu wandeln. Als ich in dem Bemühen die Flasche endgültig beiseite zu stellen immer wieder und wieder scheiterte, beschloss ich alles so zu machen was die beiden Gruppensprecher der Selbsthilfegruppen als Empfehlungen ausgaben und es unreflektiert zu befolgen. Was hatte ich zu verlieren, mehr als wiederum scheitern konnte ich nicht.
So versuchte ich das Erfolgskonzept, welches die beiden mir vorlebten zu kopieren. Ich erreichte damit zumindest eine Abstinenzzeit die bis dato die längste war. Ich beschloss, dies ein Jahr so weiter fortzuführen und dann Bilanz zu ziehen. Ich blieb tatsächlich dieses ganze Jahr abstinent.
Wie geplant zog ich dann Bilanz. Ich merkte, das ich mit einigen Dingen sehr zufrieden war und mit anderen wiederum nicht.
Dort wo ich nicht zufrieden war schraubte ich herum und war darüber immer im Dialog mit meinen Gruppen. Ich merkte Erfolge, doch auch kleinere Rückschläge, weil ich mal wieder zu viel wollte und mich damit überforderte. Dadurch, dass ich immer auf das Feedback meiner Gruppen zurückgreifen konnte, wurde ich in meinen Veränderungen immer sicherer und fand so allmählich meinen eigenen Weg, worauf dann meine individuellen Spuren zu finden waren.
Das Feedback meiner Gruppen ist mir immer noch wichtig.
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Nicht wollen ist der Grund, nicht können der Vorwand.
Wie oft bin ich in meiner nassen Zeit daran erinnert worden. Nachdem ich von irgendetwas berichtete in dem, „ich konnte nicht oder ich kann nicht oder ähnliches vorkam“, sagte der Gruppensprecher, ersetze „kann“ gegen „will“, dann kommen wir dem auf die Spur was Dich am Handeln hindert.
Ich habe es lange nicht verstanden. Ja, im Gegenteil, ich fühlte mich total unverstanden, sogar ein bisschen verschaukelt. Wollte ich es doch wirklich. So meinte ich aus meinem „nassen Denken“ heraus. Ich beharrte darauf, dass es mir erklärt wurde.
Der Gruppensprecher sagte ganz ruhig: „So lange ich Dich kenne und Du hier in die Gruppe kommst, hast Du noch nie von einem ernsthaftem Versuch, wirklich trocken zu werden, berichtet. Ich will Dir nicht absprechen, dass Du es gar nicht versucht hast aber die Versuche waren leichtfertig und bei dem ersten Gegenwind, bei dem ersten Saufdruck bist Du wieder eingeknickt. Oft schon während der Entgiftung aber spätestens nach ein paar wenigen Wochen. Den Vorschlag, einmal wirklich ein Jahr trocken zu bleiben, denn das würden wir als einen ernsthaften Versuch bezeichnen, hast Du bislang ignoriert.“
Ich fühlte mich mies und konnte dem nichts entgegensetzen. Ich wollte ja auch nicht wirklich. Letztendlich sollten meine Versuche nur als Beweis dafür dienen, dass ich es nicht kann. Doch auf dieses Glatteis ließen sich meine Freunde nicht führen.
Also ersetzte ich irgendwann das "können" durch "wollen".
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Worte lehren, Beispiele bekehren.
Oh wie ist das wahr? Ich hatte schon so viel gelernt und doch hatte ich den Dreh zum Aufhören noch nicht raus. Ich wusste nur, wollte ich nicht untergehen, musste ich die Flasche endgültig zur Seite stellen. Doch der Mut fehlte mir. Die Angst, ich kann doch ohne Alkohol nicht leben, war größer.
Es war letztendlich ein „Cocktail“ (ich finde, ein sehr passendes Wort in diesem Zusammenhang) aus mehreren Bestandteilen brachte mich dann dazu mutig zu sein. Die völlige Isolation und die damit verbundene Einsamkeit, der finanzielle Druck und nicht zuletzt die vielen abstinent lebenden Beispiele, die ich in den Gruppen kennen lernen durfte.
Dieses immer wieder vor Augen zu haben und gleichzeitig ihre Geschichte zu kennen, machte mir Mut. Auf der einen Seite zu wissen sie waren genauso schlimm und manche noch schlimmer dran als ich und auf der anderen Seite zu sehen wie sie sich in Ihrer Abstinenz zum blühenden Wesen und gleichzeitig wieder zu einem voll integriertem Mitglied dieser Gesellschaft entwickelt haben.
Ich sah es immer wieder in den Gruppen – Es funktionierte!
Also probierte ich es aus und wurde vom Leben belohnt.
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Ich gebe, damit Du gibst.
Spiegelt sich diese lateinische Weisheit in der Selbsthilfe wieder. Wir helfen einander, damit dieser Gedanke weiter getragen wird und andere sich wiederum für die Selbsthilfe einsetzen.
Helfe, wenn Dir geholfen worden ist. Wäre auch eine mögliche sinngemäße Übersetzung.
Nach dem ich mich mit Hilfe der Selbsthilfe in meiner Abstinenz stabilisiert hatte, war es mir immer ein Bedürfnis mich mit meiner Erfahrung einzubringen und anderen mit in die Abstinenz zu begleiten. Dies hat sich weiter getragen. Aus der Gruppe die ich mal gegründet habe sind weitere entstanden.
Das Geben macht nicht nur den Beschenkten glücklich, sondern auch den Geber. Es hat mich immer zutiefst positiv beeindruckt die Entwicklung der Menschen zu beobachten, die den Weg in eine dauerhafte Abstinenz gewagt haben. Die Verwandlung, die mit Ihnen vor ging, war bei einigen Atemberaubend. Ich erinnere mich an einen Freund der, als absolut „nervöses Hemd“ in die Gruppe kam. Er brachte kaum einen vollständigen Satz zu Stande, da seine Gedanken „wahnsinnige“
Sprünge machten, die er sofort ungefiltert nach außen brachte. Wir nannten Ihn dann kurze Zeit später liebevoll „Mister Halbsatz“. Doch mit Geduld, durch nachfragen und genauem Zuhören, gelang es uns gemeinsam seine Gedanken zu ordnen und ihnen so den Sinn zu geben, den er versuchte auszudrücken.
Er lebt mittlerweile 12 Jahre abstinent und ist nun Personalratsvorsitzender eines großen Betriebes geworden. Dies ist ein Posten, in dem er gelernt hat sich durch flüssige Kommunikation zu behaupten und dadurch etwas für das Personal zu bewegen.
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Für den Kranken besteht Hoffnung, so lange er atmet.
Marcus Tullius Cicero
Kein Mensch kann wirklich sagen ob für einen Kranken noch Hoffnung besteht oder nicht. Selbst Ärzte können von Begebenheiten berichten, bei denen sie selbst die Hoffnung schon aufgegeben hatten und dennoch hat Ihr Patient überlebt und ist wieder gesund geworden.
Auch bei mir hatte mein Umfeld schon die Hoffnung aufgegeben, dass ich jemals die Flasche beiseite stellen würde. Sie haben oft gesagt: „Der hört nie auf zu saufen.“ Und dennoch ist es mir, mit der Hilfe vieler anderer schon abstinent lebender Menschen und der höheren Macht, gelungen den Weg der Abstinenz einzuschlagen und bis heute nicht zu verlassen.
Sicherlich trifft die Einschätzung der Ärzte oft zu, doch manchmal machen uns die Menschen einen Strich durch die Rechnung, die wir schon als hoffnungslos abstempelt haben. Sind nicht gerade Sie darauf Angewiesen Ihnen unsere Hoffnung zu zeigen?
Ich selbst habe einige Menschen in die Abstinenz begleiten dürfen, die von Ihrer Umgebung schon als „abgeschrieben“ galten.
Ich denke an Bernd M. Der in der MHH Hannover auf 45 kg abgemagert mit Leberzierrose im Endstadium lag. Die Ärzte haben seine Mutter mit den Worten angerufen: „Wenn Sie Ihren Sohn noch lebend sehen wollen, sollte Sie jetzt her kommen.“
Und dennoch hat er überlebt. Ja, er ist sogar komplett gesund geworden und hat noch 24 Jahre abstinent gelebt.
Auch wenn die Hoffnungslosigkeit auf 99% der Totgesagten zutrifft, dürfen wir dem einen Prozent nicht unsere Hoffnung auf Rettung verweigern.
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